Am Froschteich
Uak! U - ak! U - ak! käkäkäkäh! - Vater sagt, das ist die Froschmusik. Vater sagt, das ist die Sommermusik. - U - ak! U - ak! käkä! - Ich muß lachen. »Vater, wo sind denn die Musikanten?« »Im Wasser sind die Musikanten.« - »Worauf machen sie denn Musik, Vater?« - »Auf ihrem dicken Bauch machen sie Musik.« - »Wie können sie denn auf ihrem dicken Bauch Musik machen, Vater?«
»Sieh' selbst zu!« sagt der Vater. »Da ist vor und das Wasser! Da sind die Musikanten!«
Wir gehen durch das hohe Gras. Ich springe voraus. Das Gras ist hoch, es geht mir bis unter die Arme. Und da sind auch Bäume, die sind ganz niedrig bis auf meinen Kopf.
»Vater! Vater! das Wasser!«
Ganz grün sieht das Wasser aus, so glatt ist es. Auf dem glatten Wasser liegen runde grüne Blätter.
»Aber die Musikanten? Wo sind sie? Warum machen sie keine Musik mehr, Vater?«
»Das erste Stück ist aus und das zweite hat noch nicht angefangen.«
»Oh, sag' ihnen doch, daß sie wieder anfangen sollen, Vater.«
Vater lacht.
»Die versteh'n kein Deutsch.«
»So sag' es ihnen auf französisch, Vater.«
»Sei still, dann fangen sie wieder an.«
Wir sind ganz still und richtig - die Musikanten spielen von neuem!
U - ak! U - ak! käkäkäkrrr!
»Oh, Vater, ich sehe den einen Musikanten! Da auf dem breiten grünen Blatt! Er ist auch grün! Er bläst sich ganz dick auf! Sein Bauch ist weiß! Er hat seine Arme aufgestützt und seine Augen sind blank und gelb! Was singt er, Vater?«
»Was er singt? Er singt:
›Ich bin ein Frosch! Ich bin sehr groß und stark! Ich bin ein Held! Ich habe drei Mücken gegessen und eine Bremse! Die Bremse brummte sehr, aber ich habe sie doch gefangen! Mein Bauch ist voll. Ich bin satt. Aber ich will noch mehr Mücken essen. Und wenn wieder eine Bremse kommt, so will ich auch die Bremse fangen. Und wenn sie noch so stark brummt, so will ich sie doch besiegen. Denn ich bin ein großer Held!‹«
»Oh, Vater! Vater! singt der Frosch noch mehr? Was singt er jetzt?«
»Jetzt singt er: ›Ich bin König im Teich! Die Sonne ist König am Himmel! Im Winter schlafe ich. Im Sommer regiere ich. Ich kann springen und schwimmen. Mein Königreich ist groß!‹«
Quabb! platsch! macht es plötzlich. Der Musikant ist ins Wasser gesprungen.
Meine drei Brüder kommen herangesaust, sie spielen Pferd und knallen mit der Peitsche und schreien.
»Seid doch still! schreit nicht so!« ruf ich ihnen entgegen, »wir können ja nicht hören, was die Frösche weiter singen.«
Kein Musikant sang mehr. Alle waren ins Wasser gesprungen.
aus: Jugendland, Ein Buch für die junge Welt und ihre Freunde, Herausgegeben von Heinrich Moser und Ulrich Kollbrunner, Verlag von Gebrüder Künzli, Zürich, München, Paris, Turin, Barcelona, [1907], S. 53.